Archive for November, 2015

Verwirrt und immer dafür oder dagegen geht die ganze Welt in die Irre. Jeder leidet an diesem Komplex. Aber ich bin neutral, ich sehe beide Seiten.

November 8, 2015

Ich verdamme das Wahre und erzwinge etwas Verlogenes, einfach weil ich nur mit einem verlogenen Verhalten in einer verlogenen Gesellschaft weiterkomme; weil es bequem ist, unecht zu sein inmitten einer Masse unechter Leute. Ehrlich zu sein ist keine bequeme Lösung. Ein aufrichtiges, unverdorbenes Kind käme in ernste Schwierigkeiten mit der Gesellschaft, da diese nun einmal durch und durch verlogen ist.
Und hier stoße ich auf einen Teufelskreis: Ich werde zwangsläufig in eine Gesellschaft hineingeboren und bis heute hat es noch keine Gesellschaft in dieser Welt gegeben, die nicht verlogen gewesen wäre. Es ist destruktiv, wie verhext. Jedes Kind wird in eine Gesellschaft hineingeboren, die sofort mit ihren feststehenden Verhaltensregeln, Moralvorstellungen und Benimmkatechismen über das Neugeborene herfällt, um sie ihm überzustülpen.
Im Zuge des Erwachsenwerdens wird es zum Heuchler und setzt dann Kinder in die Welt, denen es das gleiche verlogene Verhalten beibringt — und so geht es endlos weiter.
Was soll man da machen?
Die Gesellschaft kann ich nicht ändern. Wenn ich damit anfange, werde ich zum Zeitpunkt ihrer Veränderung nicht mehr am Leben sein, weil das ein so gigantisches Unterfangen ist, daß es eine Ewigkeit dauern würde.
Was soll ich also machen? Ich kann und muß mir dieser inneren Spaltung, der Tatsache, daß etwas Unechtes über mein unterdrücktes wahres Wesen gestülpt wurde, bewußt werden. Diese Spaltung ist die Hölle; ich leide, weil das Unechte mich nie befriedigen kann, weil dadurch auch nur unechte Befriedigung möglich ist. Das liegt in der Natur der Dinge. Nur das Echte kann zur echten Zufriedenheit führen.
Nur wenn ich real bin, kann ich in der Realität leben; nur wenn ich wahr bin, kann ich die Wahrheit erkennen. Wenn ich unecht bin, kann ich mich nur immer mehr in Halluzinationen, Illusionen und Träume verstricken. Mit Hilfe dieser Träume kann ich mir zwar selbst etwas vormachen, aber nie wirklich zufrieden sein.
Zum Beispiel kann ich träumen, daß ich Durst habe und Wasser trinke — eine bequeme Lösung, wenn ich weiterschlafen will. Aber da es nur ein Traum ist und ich meinen Durst nicht gelöscht habe, werde ich irgendwann doch aufwachen müssen. Mein Durst ist tatsächlich vorhanden und stört meinen Schlaf so lange, bis ich aufwache. Träume vermitteln mir das falsche Gefühl, daß ich meinen Durst gelöscht habe. Aber das geträumte Wasser ist kein echtes Wasser und der Durst bleibt weiterhin vorhanden, wenn auch unterdrückt.
Und so ist es nicht nur nachts im Schlaf, sondern in allen Bereichen meines Lebens. Mit Hilfe meiner unechten Persönlichkeit, meines Charakters, der nur eine aufgesetzte Maske ist, will ich an die Dinge herankommen, die ich mir ersehne… Bekomme ich nicht, was ich will, bin ich unglücklich. Bekomme ich, was ich will, bin ich ebenfalls unglücklich. Und ich bin weniger unglücklich, wenn ich nicht erreiche, was ich will! Wenn ich mein Ziel erreiche, werde ich in noch tieferes Unglück gestürzt.
Ich will meine Ziele im Grunde gar nicht erreichen, weil ich unbewußt schon ahne, daß ich dann endgültig frustriert sein werde. Ich lebe in ständigen Hoffnungen, denn so lange ich noch hoffen kann, kann ich so weitermachen wie bisher, also meine unechte Persönlichkeit aufrecht erhalten. Dabei spielt die Hoffnung die entscheidende Rolle. Ich will meine Ziele gar nicht erreichen, weil ich nie von der Erkenntnis überrascht werden will, daß sie von Anfang an unecht waren.
Ein armer Mann, der reich werden will, hat mehr Freude an der Plackerei als an der Erfüllung seines Wunsches, denn solange er sich abmüht, kann er noch hoffen. Ja, mit dieser Persönlichkeitsmaske ist Hoffnung tatsächlich das einzige Glück auf Erden. Erreicht der arme Mann sein Ziel und wird reich, verliert er alle Hoffnung. Dann kann er sich nur noch frustriert fühlen, denn er ist reich geworden, aber dennoch absolut unzufrieden. Er hat sein Ziel erreicht, aber nichts ist dabei herausgekommen und nun ist alle Hoffnung dahin. Deshalb ist eine Gesellschaft, die es nach langen Mühen zu Wohlstand und Überfluß gebracht hat, zutiefst deprimiert.

Liebe in ihrem spirituellen Erblühen macht keine Unterschiede mehr. Wahre Liebe liebt um des Liebens willen. Ich bin einfach voll LIebe, die ich immerzu teile.

November 6, 2015

Ich muss mich wieder trauen, zu zweifeln, wirklich zu leben, aus dem Herzen heraus zu sein. Mir wird immer ganz übel, wenn ich so kleine, zugeschnittene Bonsaibäumchen sehe. Es macht mich traurig, einen großen, freien Baum so beschnitten und in eine rigide Form gezwängt zu sehen. Aber genau das passiert mit mir. Genauso sind meine Eltern vergewaltigt worden, genauso haben sie mich vergewaltigt. Als junger Mensch bin ich beschnitten und geformt worden. Aber jetzt bin ich es selbst, der die Schere ansetzt und mein eigenes Wachstum beschneidet. Ich werfe Schere und Draht weg und sprenge mein enges Töpfchen, dann wird aus dem Bonsai wieder ein echter, großer, wilder und freier Baum!
Ich habe Angst davor, zu sagen: Ich weiß es nicht, Angst, keine Rechtfertigung für meinen eigenen Blödsinn mehr zu finden. Aber es ist leider Fakt: Ich bin dumm! Ich weiß, dass ich mich selbst verloren habe und nur noch eine dumme, unfreie, nachplappernde, funktionierende und angepasste Marionette bin. Ich weiß tief drinnen, dass ich mein Leben auf Sand gebaut habe. Warum auch nicht, denke ich mir, solange keiner zu rütteln und zu graben anfängt, lebt es sich im Treibsand doch ganz gut. Und wer hat mir schon versprochen, dass das Leben Freude und Lust ist? Und außerdem habe ich mir doch so viele tolle Sicherheitsnetze aufgebaut, die mich vorm Versinken schützen. Und das alles, weil ich aufgehört habe, zu denken und zu fühlen, Dinge selbst zu erfahren; weil ich mein Fühlen, meine Herzenssehnsucht, meine Talente, meine Weisheit und Einzigartigkeit verraten habe; weil ich verlernt habe zu zweifeln; weil ich gelernt habe, alle Brocken, die mir hingeworfen werden, schön brav zu fressen – egal ob von der Kirche, dem Staat, den Meinungsführern und Autoritäten, der Esoterik, der Wirtschaft, den Medien, den Schulen und Universitäten. Weil ich etwas sein wollte, statt einfach zu sein. Und weil ich jetzt nicht mehr den Mut habe, alles loszulassen, was ich mir in dieser Scheinwelt so hart erarbeitet habe und was mir Sicherheit, Identität und Anerkennung gibt; weil ich nicht mehr den Mut habe, an meinem Leben, Denken und Glauben zu zweifeln; weil ich nicht mehr den Mut habe, dieses Haus auf Sand zum Einsturz zu bringen; weil ich mich nicht traue, frei zu sein.
Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. Es wird Zeit, meinen bequemen, warmen Pelz abzustreifen und aus der Herde auszubrechen!!!
Wenn ich mich verändere, verändert sich die ganze Welt. Ich denke nicht darüber nach, wie ich im Außen etwas verändern kann, wie ich die anderen zum Umdenken und zum besseren Handeln bewegen kann oder gar sie retten kann. Ich kümmere mich um mich und um mein Leben! Damit habe ich genug zu tun und nur so kann sich im Großen etwas verändern. Ich werde zum Leuchtturm – und viele kleine Leuchttürme werden zum großen Licht, an dem sich andere orientieren können, wenn sie es möchten. Ich unterschätze meine Macht nicht. Ich kreiere meine Welt. Alle Macht, die ich habe, beschränkt sich auf mich selbst. Dies ist die einzige, aber eine unbeschreiblich große Macht! Und meine Macht beschränkt sich auch auf das Hier und Jetzt. Ich lebe weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft. Ich bin einfach das, was ich mir wünsche – jetzt! Ich kümmere mich nicht um äußere Strukturen und die Gesellschaft. Ich erobere mir meine Freiheit zurück und lebe.
Freiheit ist das oberste Lebensprinzip. Aber mit Freiheit kann ich nur umgehen, wenn ich klar sehen kann, wenn ich wirklich innerlich frei bin von allem – von Glauben, von Moralvorstellungen, von Konzepten von Richtig und Falsch, von der Zugehörigkeit zu einer spirituellen oder politischen Gruppe, einer Nationalität oder Rasse, von Gegenständen und Krücken, von der Vergangenheit und der Zukunft.
Ich zweifle an allem, was mir richtig scheint, an allem, was ich tue und zu wissen glaube, an allem, was ich zu sein scheine, an allem, was ich sehe und höre. Ich zweifle so lange, bis ich an einen Punkt komme, wo nichts mehr ist, wo ich mich an nichts mehr klammern kann. Dann bekomme ich eine Ahnung von meinem wahren Selbst, dann erst werde ich langsam immer freier. Wer bin ich, wenn es keinen Gott gibt, wer bin ich, wenn es keine Regeln und Vorschriften mehr gibt, wer bin ich ohne meinen Besitz und meine Diplome, wer bin ich, wenn es keine Engel, keine Chakren, keine früheren Inkarnationen gibt, wer bin ich ohne meine anerzogene Moral, Gebote und Wertvorstellungen, wer bin ich, wenn es keine Etiketten und Schubladen mehr gibt, wer bin ich ohne all das vermeintliche Wissen über die Welt, das man mir eingetrichtert hat, wer bin ich, wenn man mir meinen Namen, mein schönes Gesicht und meinen Körper nimmt, wer bin ich, wenn ich von meinem Partner, meinen Eltern oder Kollegen nicht mehr geliebt werde. Wer bin ich, wenn nichts mehr ist, was mich und meine Welt definiert und ausmacht? Ich habe den Mut, meine ganze Welt zum Einsturz zu bringen. Sie ist sowieso nichts als eine Scheinwelt. Ich falle in ein tiefes Loch, in eine tiefe Depression, aber nur indem ich mich verliere, kann ich mich wirklich finden.
Frei kann ich nur werden, wenn ich mich von allem frei mache, besonders von dem, was mir am meisten Sicherheit bietet. Ich werfe mein angelesenes Wissen weg, es ist nichts wert! Ich werfe meinen Gott weg, der mir Sicherheit, Trost, Führung und Sinn gibt. Glaube ist das Gegenteil von Taoismus. Taoismus ist ein anderes Wort für Freiheit. Den Weg des Tao zu gehen, heißt, sich nach und nach von allem frei zu machen und alle Sicherheiten, alles Wissen, allen Glauben, alle Konzepte und alle Hilfsmittel loszulassen. Ich soll weniger werden, nicht mehr! Ich soll freier werden, nicht noch unfreier!

Ich habe das Gefühl, als ob ich schon vorher an diesem Platz gewesen bin, aber nicht in diesem Leben. Alles scheint bekannt zu sein, aber es war in meinem Unbewußten gespeichert gewesen..

November 4, 2015

Das Denken stellt Fragen.
Wenn keine Fragen gestellt werden, dann hat sich das Denken aufgelöst.
Reines Bewusstsein –
einfach nur Himmel ohne jede Wolke.
Eine Flamme ohne Rauch.
Das ist Tao.
Tao ist keine Antwort.
Tao ist der Zustand des Seins, wenn die Suche verschwunden ist.
Tao ist dort, wo das Denken aufhört.
Ich habe bereits zu viele Antworten.
Ich will mich nicht noch mehr belasten.
Ich muss alle meine gelernten Antworten verlernen,
so dass die Suche kristallklar wird,
so dass die Suche meine Suche wird,
so dass die Suche aus meinem innersten Wesen aufsteigt,
nicht dass ich eine Frage formulieren muss, ich lasse sie wie meinen Atem sein – ganz ruhig.
Eines Tages, nachdem ich lange genug mit der Suche gelebt habe,
fängt sie an, sich aufzulösen, zu verschwinden wie am Morgen beim Sonnenaufgang,
wenn die Tautropfen verschwinden.
Und mein Bewusstsein wird wie Feuer, ein intensives Licht.
Die Suche fängt an, zu verschwinden.
Ich kann nicht sagen. wer ich bin, aber ich weiss es.
Ich kann nicht antworten, aber ich weiss es.
Ich kann es fühlen, aber nicht sagen.
Ich kann es lächeln, aber ich kann es nicht sagen.
Ich lebe es – aber sagen kann ich es nicht.